KomDat Ausgabe: 2025/01+02
Editorial:
Es ist fast schon Tradition geworden, dass die Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) zum DJHT eine Sonderausgabe, ein Doppelheft oder eine eigene Broschüre mit aktuellen Befunden aus amtlichen Datensätzen rund um die Kinder- und Jugendhilfe (KJH) vorlegt. So auch in diesem Jahr. Ungewöhnlich ist dabei der Umfang dieser Ausgabe. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass amtliche Erhebungen, Auswertungsmöglichkeiten und Erkenntnisinteressen zu den KJH-Daten immer vielschichtiger und die Zeiten für die KJH zunehmend unübersichtlicher, ungewisser und bisweilen prekärer werden. Nein, das hat vor allem damit zu tun, dass wir – in Anbetracht des Veranstaltungsortes Leipzig – uns explizit mit der Kinder- und Jugendhilfe in Ostdeutschland beschäftigen.
Aber auch die deutschlandweite KJH behalten wir selbstredend im Blick. So zeigen die jüngsten Befunde zur Kinder- und Jugendarbeit, dass sich diese nach den hohen Einbrüchen während der Pandemie etwas erholt, allerdings noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht hat. Insbesondere das Ehrenamt befindet sich weiterhin in einer fragilen Lage. Wenig überraschend haben sich die finanziellen Aufwendungen der öffentlichen Hand für die KJH weiter erhöht, nicht zuletzt infolge der anhaltenden Ausweitung der Kindertagesbetreuung. Bei vielen Varianten einzelfallbezogener Unterstützung – bei Inobhutnahmen ebenso wie bei „ASD-Hilfen“ – wird erkennbar, welche weichenstellende Bedeutung den schwankenden Größenordnungen bei den unbegleiteten ausländischen Minderjährigen (UMA) zukommt. Erfreulich entwickelt sich aktuell die Erziehungsberatung, die in Zeiten von Corona mitunter auf telefonische Beratungen ausweichen musste. Die neuesten Ergebnisse der seit Jahren detailliert errechneten Personal-Kind-Schlüssel in Kitas deuten eine schwieriger werdende Interpretation der jüngsten Veränderungen an. Schließlich ist seit Längerem die Beschäftigung mit dem Ganztag – trotz unzureichender Datenlage – für die AKJStat selbstverständlich. Wieder einmal zeigt sich, dass – gemessen am nahenden Rechtsanspruch – die diesbezügliche Dynamik in einigen Ländern unter den Notwendigkeiten bleibt.
Der gesonderte Thementeil zur KJH in Ostdeutschland stellt die brisanten Befunde zum demografischen Wandel im Kindes- und Jugendalter an den Anfang, führt dieser doch ganz offensichtlich zu einem Auf und Ab in punkto Nachfrage und Personalbedarf. Sobald dabei die einzelnen Länder ins Blickfeld gerückt werden, zeigen sich bei den zurückgehenden Kita-Platzbedarfen ebenso wie beim Personal erste Sollbruchstellen wie Verkleinerungen der Einrichtungen, Gruppenschließungen, zurückgehende Beschäftigungsumfänge und mehr arbeitslos gemeldete Erzieher:innen. Alsbald schwieriger werden dürften auch die Zeiten für den ostdeutschen Ganztag mit seiner gänzlich anderen Horttradition. Schließlich: Jenseits aller Ungewissheiten über den weiteren Weg einer inklusiven KJH gehört die regelmäßige Berichterstattung zu den Dynamiken bei den Eingliederungshilfen für die AKJStat zum Pflichtteil, dieses Mal mit einem Blick auf Ostdeutschland.
Wir wünschen Ihnen auch bei dieser Ausgabe eine erkenntnisreiche Lektüre!