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Fachtagung zu den Hilfen zur Erziehung in Nordrhein-Westfalen am 07.06.16 in Gelsenkirchen

Eine Kooperationsveranstaltung der beiden Landesjugendämter Westfalen-Lippe und Rheinland sowie der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik

Überschrieben mit dem TitelWeiterdenken – Weiterentwickeln – Weitergehen. Hilfen zur Erziehung im Dialog diskutierten etwa 130 Vertreter:innen der Fachpraxis und Wissenschaft, aber auch politische Akteur:innen rund um die Weiterentwicklung und Steuerung der Hilfen zur Erziehung.

Ausgehend von den landesweiten HzE Berichten, welche nun mehr seit 15 Jahren in Nordrhein-Westfalen regelmäßig erstellt werden, wurden Ergebnisse der Statistik vorgestellt und mit Erfahrungen aus den Praxisfeldern diskutiert.

Nach der Begrüßung von Herrn Göbel vom LVR-Landesjugendamt Rheinland machte Dr. Jens Pothmann mit einem Vortrag zu aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Feld der Hilfen zur Erziehung den Anfang. Damit war ein Impuls für die anschließende Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen aus der Wissenschaft sowie von freien und öffentlichen Trägern gegeben.

Mit der Figur „Empirie trifft Praxis“ ging es auch in den Foren weiter. In 9 Foren wurden verschiedene Themen aufgegriffen. Empirische Beiträge aus den Arbeiten des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund und der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik umfassten empirische Befunde, die jeweils durch Experten:innenbeiträge aus der Praxis und/oder dem Wissenschaftskontext ergänzt worden sind (Beiträge der Foren s.u.).  

Diskutiert wurde zu unterschiedlichen Themen, wie den aktuellen Entwicklungen bei dem Personal in den Hilfen zur Erziehung, den Auswirkungen von „8a-Verfahren“ auf Anschlusshilfen oder auch zu der Frage, wo die Jugendhilfe aktuell bei der „inklusiven Lösung“ steht. In einem weiteren Forum wurde der Blick auf die Fremdunterbringungspraxis bei Kleinkindern gerichtet, während wiederum in einem anderen über die jungen Volljährigen als „wiederentdeckte“ Zielgruppe der Hilfen zur Erziehung diskutiert worden ist. Ergänzt wurde das Spektrum um spezifische Zielgruppen wie den Pflegekindern mit Migrationshintergrund oder auch den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Der Frage, ob und wie aus Hilfeverläufen gelernt werden kann, wurde ebenfalls nachgegangen. Schließlich richtete man den Blick auf angrenzende Systeme und Regeleinrichtungen wie der Schule. Hier ging es speziell um die Frage, welche Potenziale, aber auch Grenzen eine Zusammenarbeit zwischen Trägern der Jugendhilfe mit Ganztagsschulen für das Arbeitsfeld der Hilfen zur Erziehung birgt.

Die Foren zeichneten sich durch lebhafte und z.T. kontroverse, aber immer fundierte Diskussionen aus. Erkenntnisse und Erfahrungen wurden ausgetauscht und spannende Gedanken zur Zukunft der Hilfen zur Erziehung im Allgemeinen und dem landesweiten Berichtswesen im Besonderen entwickelt.

Zum Schluss der Fachtagung richtete Herr Walhorn – Leiter der Abteilung für Kinder und Jugend im Ministerien für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalens – mit der Frage „HzE – quo vadis?“ den Blick nach vorne. Sein Vortrag stand vor allem im Zeichen des vor ein paar Tagen in Berlin vorgestellten Referentenentwurfs zur Reform des SGB VIII. In diesem Zusammenhang nahm Herr Walhorn Bezug auf unterschiedliche Themen: die Diskussion um Qualitätsstandards, den Abstimmungsprozessen mit Regeleinrichtungen oder auch die so genannte „inklusiven Lösung“ als Neuordnung der Eingliederungshilfen für Kinder und Jugendliche in der Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe. Dabei machte er deutlich, dass das Land den Prozess der SGB VIII-Reform zukünftig konstruktiv begleiten möchte.

Damit wurde noch einmal offensichtlich, dass dem Feld der Hilfen zur Erziehung eine ereignisreiche Zukunft bevorstehen wird. In diesen Zeiten werden weitere empirische Beobachtungen und vor allem der Dialog zwischen Empirie und Praxis weiter von zentraler Bedeutung sein.


Beiträge der Fachtagung als Download


Flyer der Veranstaltung


Die Fachveranstaltung mit dem Reihentitel „Hilfen zur Erziehung im Dialog“ ist Teil einer Transferstrategie für das landesweite Berichtswesen in NRW – ein Projekt, welches durch das Land gefördert und gemeinsam von den beiden Landesjugendämter und der AKJStat durchgeführt wird. Der nächste HzE Bericht – als weiterer Baustein der Transferstrategie – wird im Sommer 2019 erscheinen.